"Sell in May and go away, but remember to come back in September." Dieser Satz ist ein Klassiker un-ter den Börsenweisheiten. Es handelt sich dabei um den Ratschlag, dass man sich im Mai von Aktien trennen und erst im September wieder investieren sollte. Doch was ist dran an dieser Börsenweisheit?
Jede Weisheit enthält zumindest einen Kern an Wahrheit. So kamen über die Jahre verschiedene Studien zum Schluss, dass sich die Aktienmärkte in der Langzeitbetrachtung im Winterhalbjahr (November bis April) tatsächlich besser entwickeln als im Sommer (Mai bis Oktober). In den letzten Jahren konnte das Zutreffen dieser Börsenweisheit jedoch nicht mehr beobachtet werden. Anders im Mai 2022.
Der deutliche Zinsanstieg in den USA führte dazu, dass die US-Aktien im Verhältnis zu den Anleiherenditen unattraktiver wurden. Die Differenz zwischen den Renditen von Aktien und Anleihen sank deutlich unter den Mehrjahresdurchschnitt von 2.0 %. Zusammen mit weiteren, negativen Wirtschaftsumständen führte dies im Juni zu einer deutlichen Korrektur an den Aktienmärkten in den USA, der Eurozone und der Schweiz. In den Monaten Juli und August erholten sich die Aktienmärkte, erreichten jedoch das Niveau von Ende Mai nicht mehr.
"But remember to come back in September."
Der zweite Teil der Weisheit besagt, dass man im September Aktienpositionen aufbauen soll. In 25 der letzten 30 Jahren entwickelten sich die Aktienmärkte zwischen September und dem Jahresende positiv. Nun stellt sich die Frage, ob dies auch in diesem Jahr zutreffen wird.
Zur Linderung der aktuell hohen Teuerung haben die Notenbanken die Leitzinsen erhöht. In den USA um 2.25 %, in der Eurozone und der Schweiz je um 0.50 %. Sollte es den Notenbanken gelingen die Teuerung zu reduzieren, ohne dabei eine Rezession auszulösen, dürften sich die Aktienmärkte positiv entwickeln. Die Anlegerinnen und Anleger vertrauen auf die Fähigkeiten der Notenbanken. Aus diesem Grund haben die Aktienmärkte einen Teil dieser Entwicklung vorweggenommen. Trotz politischen Unsicherheiten und daraus resultierender möglicher Energieknappheit gehen wir weiterhin von leicht steigenden Kursen an den Aktienmärkten aus. Zur Ankurbelung der unter anderem wegen der strikten Coronapolitik zuletzt kreiselnden Wirtschaft hat die chinesische Notenbank die Leitzinsen gesenkt. Zusammen mit weniger Lockdowns dürfte dies positive Auswirkungen auf die weltweite Wirtschaftslage haben und zu tieferen Teuerungsraten führen.
Wenn sich die Konjunktur wie erhofft entwickelt, dürfte die Börsenweisheit zutreffen und die Aktienmärkte bis Ende Jahr zulegen. Ein Kursfeuerwerk wird es jedoch kaum geben. Wir erwarten eher eine Seitwärtsentwicklung. Unabhängig der Börsenweisheit empfehlen wir, die Anlagestrategie nicht nach Saison auszurichten, sondern auf einen langfristigen Anlagehorizont und eine gute Diversifikation zu setzen. Oder überlassen Sie es unseren Expertinnen und Experten. Ausgehend von Ihren Bedürfnissen und Zielen kümmern wir uns im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandats um Ihr Portfolio, verfolgen für Sie alle Entwicklungen und reagieren darauf; nicht nur im Mai und September.
Bernhard Curchod, Leiter Finance Center
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